Osnabrück. Ein neuer Gastgeber, ein Workshop und ein Geburtstagskonzert: Viele Neuerungen
gab es bei der Vorstellung der siebten Auflage der fünfteiligen Konzertreihe „Jiddische Musik im
Felix-Nussbaum-Haus“ anzukündigen.
Seit dem Start im Jahr 2011 ist es der Konzertreihe ein Anliegen, auf vielklingende Weise eine musikalische Brücke zu schlagen zwischen Tradition und Moderne. Dass Altes und Neues miteinander
verbunden wird, gilt im siebten Jahr auch für das beliebte und laut neuem Museumsdirektor Nils-Arne Kässens „gut eingeführte“ Format selbst.
Dank der großzügigen finanziellen Unterstützung der Felicitas-und-Werner-Egerland-Stiftung und
einer Kooperation mit der städtischen Musik- und Kunstschule werden in diesem Rahmen erstmals maßgeschneiderte Workshops für Jugendliche angeboten. Dafür konnte zum einen die international angesehene Komponistin, Sängerin und Chorleiterin Polina Shepherd gewonnen werden. Sie wird die Teilnehmer in Charakteristika des alten und neuen jiddischen Gesangs einführen, wie Mehrstimmigkeit, Ornamentierung und Improvisation. Zum anderen wird ihr Mann Merlin Shepherd in einem Instrumentalworkshop unter anderem das jiddische Klarinettenspiel vermitteln und dabei seine renommierte Methode der mündlichen Überlieferung einsetzen.
Zur Eröffnung Volkslieder
Das Duo wird nicht nur das dazugehörige Abschlusskonzert begleiten, sondern auch ein eigenes abendfüllendes Programm anbieten. Zur Eröffnung der diesjährigen Reihe werden am Freitag,
17. März, die fünf Voices of Ashkenaz (hebräisch für: Deutsche) inklusive Superstar Michael Alpert gemeinsame Ursprünge und Parallelen zwischen jiddischen und deutschen Volksliedern ausloten.
Das Trio Waks wird sich anhand fast verlorener, rekonstruierter Stimmen auf Wachswalzen zu den Ursprüngen des jiddischen Volkslieds zurückmusizieren. Erstmals wird es zum Abschluss der Saison
am 8.Dezember auch ein Geburtstagskonzert für Felix Nussbaum in Form eines Tucholsky-Abends geben. Stella Jürgensen als Initiatorin und Kuratorin der Reihe verspricht, auch über Klezmer hinaus
die „ganze Vielfalt jiddischer Musik“ zu präsentieren und dabei „Altes und Neues zu verbinden“.
Neue Zielgruppen im Blick
Die Workshops ermöglichten diesmal zudem, neue Zielgruppen zu erreichen und musikbegeisterte Jugendliche dafür zu gewinnen, jiddische Kultur musikalisch zu erleben. Insofern böten sie auch die Möglichkeit, über Musik vermittelt und im Austausch „mit Klischees aufzuräumen und bestimmte Vorstellungen zu korrigieren“, betont die Organisatorin. Sie möchte gerade in einer Zeit, in der die Welt zunehmend aus den Fugen zu geraten scheint, ihre Reihe auch als Beitrag gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Populismus verstanden wissen – am dafür passenden Ort.
NOZ vom 13.01.2017 / Autor: Matthias Liedtke. Fotograf: David Ebener.